Zur Ideologiekritik des Rassismus und Islamismus (Workshop)

Samstag 14-16 Uhr

Mit Hannes Bode

Über Islamismus und (antimuslimischen) Rassismus wird in den letzten Jahren viel debattiert. Dabei wird häufig auf der Basis von kulturalistischen oder rassistischen Identitätskonstrukten argumentiert. Nur geringes Wissen und theoretische Ahnungslosigkeit korrespondieren mit dem Drang, gerade hier eine Meinung zu haben – zu Rassismus und Antirassismus in Theorie und Praxis, zu „den Muslimen“, „dem Islam“ und „dem arabischen Frühling“, zu Traditionalität und Moderne. Gegen diese Meinungen sollten materialistische Analyse und emanzipatorische Kritik von Rassismus und Islamismus als modernen Krisenbewältigungsideologien stark gemacht werden. Kollektivierung und Ressentiment verhelfen hier dem vereinzelten und verlorenen Mitglied der kapitalistischen Gesellschaft zu Kontingenzbewältigung und Identität. Der Drang nach Identität korrespondiert der permanten Krise des Subjekts, wie ebenso seinen besonderen Konflikten in „Krisenzeiten“.

Materialistische Ideologiekritik muss allerdings Rassisten ebenso in den Fokus nehmen wie so manche „Antirassisten“, Islamisten oder „Berufsmuslime“ genauso wie so manche „Islamkritiker“. Denn durch die Zuschreibung einer bestimmten Kultur und Religion reproduzieren beide Seiten Deutungsmuster, die die Einzelnen zwangskollektivieren. Ob positiv oder negativ gewendet, die Universalität des Menschseins wird so in Frage gestellt. Ein Antirassismus, der diese – uns von den Verhältnissen nahegelegte – „Alltagsreligion“ nicht in ihrem Zusammenhang mit den kapitalistischen Verhältnissen analysiert und attackiert, ist pure Ideologie. Gegen die Konjunktur von „Kultur und Identität“ und die Biologisierung des Sozialen gilt es das Individuum und das Politische zu verteidigen, und auf die realen, materiellen Ursachen gesellschaftlicher Auseinandersetzungen und Konflikte zu verweisen.

Im Workshop soll in diesem Sinne zunächst auf die Definition und Kritik von Rassismus eingegangen werden – jenseits bloß deskriptiver Zugänge, und in Abgrenzung zu bürgerlichen und (multi)kulturalistischen Antirassismen und Identitätspolitiken. Zudem soll an einigen Beispielen gegen verbreitete Orientalismen bzw. Fremdbilder dargestellt werden, dass die gegenwärtigen Zustände etwa in Ägypten oder Syrien ebenso wie die islamistische Ideologie weniger mit „Tradition“ und „Religion“, als mit modernen gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun haben, mit Transformationen in der Peripherie des globalen Kapitalismus. Nach diesem ausführlichen Inputreferat soll es genug Zeit für die gemeinsame Diskussion geben.