Samstag 20-22 Uhr
Mit Roger Behrens, Jutta Ditfurth, Martin Glasenapp (IL) und umsGanze!
In den 90er Jahren war eine merkwürdige Annäherung bürgerlicher und linker Weltbilder zu beobachten: Wo die einen nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus vollmundig das Ende der Geschichte verkündeten, war den anderen mit ihrem geschichtlichen Subjekt (dem Proletariat und seinen Stellvertreter*innen) auch die Perspektive gesellschaftlicher Veränderung abhandengekommen. Doch es gibt eine Geschichte nach dem Ende der Geschichte: Arabischer Frühling, Occupy, Riots, Student*innenproteste, Massenstreiks in China, das Aufbegehren der Geflüchteten und zuletzt die Demonstrationen auf dem Taksim-Platz – besonders das Ausmaß und die Vehemenz dieser sehr unterschiedlichen Phänomene waren überraschend. Mittlerweile setzt sich auch die radikale Linke intensiv mit ihnen auseinander. Unter Begriffen wie „Commons“ oder „konstituierende Macht“ diskutiert sie alternative Formen des Sozialen und der Politik. Und sie interveniert auch wieder vermehrt in soziale Kämpfe, die mit Anhalten der Krise selbst in Deutschland und Österreich an Dringlichkeit gewinnen. Aber noch scheinen politische Tageskämpfe und umfassende Gesellschaftskritik deutlich auseinanderzufallen. Was trennt uns von einer „wirkliche[n] Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt“ (Marx)? Wo sind ihre Orte, wer sind ihre Subjekte?
Das Podium versucht die Proteste der letzten Jahre einzuordnen, ihren Zusammenhang und ihre emanzipatorischen Gehalte zu entziffern. Was lässt sich aus den Erfahrungen spontaner und massenhafter Militanz lernen und wo zeigen sich Gefahren? Und was sind unter den gegebenen Bedingungen die Aufgaben einer konsequent antikapitalistischen und antinationalen Politik?